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Gruppentherapie

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Moderne verhaltenstherapeutische Gruppentherapie

Charakteristika:

  • Die Gruppentherapie enthält zwei wesentliche Charakteristika, nämlich sich zwischenmenschliche und emotionale Probleme genauer gemeinsam anzuschauen, sie zu lösen, dabei ggf. problematische Verarbeitungsmuster abzuändern, Symptome zu reduzieren und hilfreiche Fertigkeiten aufzubauen; aber es geht zum anderen auch darum, ganz generell für das eigene Leben Hoffnung und Zuversicht aufzubauen und sich dafür Unterstützung zu holen.

Datenlage: 

  • Gruppentherapien bestehen als anerkannte Behandlungsform bereits seit den 1940er Jahren. Dennoch fällt bis heute die Entscheidung bei der Suche nach einem Psychotherapieplatz in erster Linie auf die Einzeltherapie. Häufig steckt dahinter die Annahme, dass in einer 1:1 - Psychotherapie effizienter gearbeitet wird. Dieser Vorstellung widerspricht jedoch die Datenlage, die schon seit einiger Zeit auf gleich gute Behandlungsergebnisse zwischen Gruppen- und Einzeltherapie verweisen kann. 
  • Eine weitere nicht zu unterschätzende Hemmschwelle besteht darin, dass viele Menschen aus der Vergangenheit unangenehme Erlebnisse mit Gruppen verbinden: Mobbing, Ausgrenzungen in der Schule, u.a.m., und eine Reaktivierung ihrer schmerzhaften Erfahrungen in der Gruppentherapie befürchten. Aber gerade dann können in dem geschützten Rahmen einer Gruppentherapie viele positive soziale Erfahrungen nachgeholt werden. Eine therapeutische Gruppe vermag einen zwischenmenschlichen Zusammenhalt zu erzeugen und eine physische sowie emotionale Sicherheit herzustellen, bei der viele Menschen mit psychischen Problemen eine soziale Verbundenheit und die Wertschätzung zu sich selbst wieder neu erfahren können.
  • In der psychotherapeutischen und allgemein in der psychosozialen Versorgung gilt die Arbeit mit Gruppen bei psychischen Störungen und Belastungen als eine unverzichtbare Option, um Störungen vorzubeugen oder um ihrer Chronifizierung entgegen zu wirken. Die positive Wirkung von Gruppentherapie alleinig, begleitend oder im Anschluss an eine Einzeltherapie ist in Studien eindeutig belegt (Literaturangaben). Sie stellt daher eine wirksame Alternative oder Ergänzung zur Einzeltherapie dar. Durch die Erfahrung der sozialen Unterstützung innerhalb der Gruppe und durch das Lernen von anderen Gruppenmitgliedern können psychische und körperliche Gesundungsprozesse maßgeblich beschleunigt und verankert werden.  
  • Besonders bewährt haben sich kombinierte Therapien, in denen die Gruppentherapie und die Einzeltherapie miteinander verknüpft werden können. Bei Anträgen im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung kann die Gruppentherapie mit der Einzeltherapie kombiniert durchgeführt werden. Ein Therapieverlauf wird durch das kombinierte Therapieangebot häufig begünstig.    
  • Eine ambulante Gruppentherapie wird von Krankenkassen übernommen, sofern Therapeut*innen infolge ihrer Weiterbildung über eine Kassenzulassung für die Durchführung von Gruppentherapien verfügen.  

Vorteile:

  • Die Vorteile einer Gruppentherapie bestehen darin, die Erfahrung zu machen, dass es anderen wie mir ganz ähnlich gehen kann. Stresserfahrungen sind universell. Die Gruppe kann von dem Teilnehmenden als geschütztes Übungsfeld genutzt werden. Viele Probleme resultieren aus Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich. Gruppen bieten die Möglichkeit, mehr über Beziehungen zwischen Menschen zu lernen, d.h.:
  • Wie nehmen mich andere wahr?
  • Wie reagiere ich auf sie?
  • Was ärgert mich?
  • Was hilft mir? 
  • Wie kann ich mit anderen Menschen zurechtkommen?
  • Was kann ich von anderen dazu lernen?
  • Somit kann jedes Gruppenmitglied etwas erfahren und lernen, das ihm im Alltag weiterhilft. Ein wichtiges Anliegen einer Gruppentherapie besteht darin, in der Gruppe über das zu sprechen, was sich im Leben außerhalb der Gruppe ändern sollte. Der Erfahrungsaustausch kann Mut machen, es dann wirklich zu versuchen und in der Gruppe über die gemachten Erfahrungen zu berichten. 
  • In der Gruppentherapie können die Teilnehmenden lernen, wie man gute Beziehungen u.a.m. aufbauen kann, um das in der Gruppe Gelernte dann auf das eigene Leben übertragen zu können. Sie ermöglicht sozusagen einen Lerntransfer in einem geschützten Rahmen.

Sicherheit und Vertrauen:

  • Gruppenleiter*innen sind darin geschult und achten darauf, dass die Gruppenmitglieder einen offenen und fairen Umgang miteinander haben. Das Gefühl von Sicherheit in der Gruppe ist die notwendige Voraussetzung, über die eigenen Wahrnehmungen sprechen zu können und sie einzuordnen. Der Zusammenhalt und das Vertrauen sich in der Gruppe zu öffnen sind sehr wichtig und werden durchgängig gestärkt.
  • Es ist hilfreich, über diese und andere mögliche Befürchtungen auch in Gruppensitzungen zu sprechen, damit sie verstanden und berücksichtigt werden können. So werden auch beim Einzelnen Scham- und Schulderleben über die eigenen Probleme zu berichten, überwunden, und an ihre Stelle rücken Selbstvertrauen und Selbstwerterleben.

Befürchtungen:

  • Welche Befürchtungen kann die Gruppentherapie hervorrufen? Manche Teilnehmende befürchten vielleicht, dass die Schwierigkeiten der anderen sie belasten könnten. Es hat sich jedoch gezeigt, dass es sehr hilfreich sein kann, zu erkennen, dass andere ähnliche Probleme haben und die Gruppenmitglieder sich gegenseitig unterstützen können. 
  • Aber es gibt auch viele Vorurteile gegenüber einer Gruppentherapie. Eines davon beinhaltet, dass die Einzeltherapie intensiver wirke und daher erfolgreicher sei. In Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall. Durch die Gruppentherapie werden Veränderungsprozesse beschleunigt.
  • Andere Ängste und Befürchtungen bestehen darin, dass die Teilnehmer sich gedrängt fühlen, zu viel von sich preiszugeben. Vertrauen in der Gruppe muss sich außerdem erst entwickeln. Jeder bestimmt selbst den Zeitpunkt und das Ausmaß dessen, was er der Gruppe mitteilen möchte. Es kann vorkommen, dass man sich in der Gruppe abgelehnt oder verurteilt fühlt. Oder es wird befürchtet, dass die anderen einem so auf die Nerven gehen, dass man die Kontrolle verliert.

Beispiel Frau S.:

  • sie berichtet von ihren Ängsten und Hemmungen in sozialen Kontakten, und dass sie sich auch gerade deswegen davor fürchtet, an einer Gruppentherapie teilzunehmen. Sie äußert ihre verschiedenen Befürchtungen, sich zu blamieren und womöglich die Kontrolle über sich zu verlieren, vor anderen zu weinen, dafür von ihnen ausgelacht und abgelehnt zu werden.
  • Auch befürchte sie, von den Schilderungen der anderen runtergezogen zu werden, und dass es ihr dadurch schlechter gehen könnte. Aber auch die Vorstellung, das könnte in einer Gruppentherapie anders sein, andere könnten ihr zuhören und an ihren Problemen ernsthaft Anteil nehmen, fühlt sich für sie ungewohnt und eher unbehaglich an.
  • Erst als die Therapeutin auf all ihre Befürchtungen verständnisvoll eingeht, und sie gleichzeitig zu neuen Erfahrungen im Umgang mit anderen in einem geschützten Rahmen ermuntert und auch beteuert, dass sie zudem freie Hand habe, notfalls in einer Sitzung die Gruppe vorübergehend verlassen zu können (Gruppenregel), um wieder über ihre Gefühle Kontrolle zu gewinnen, und dann in die Sitzung zurück zu kommen, erklärt sich Frau S. bereit, eine Gruppentherapie auszuprobieren und daran teilzunehmen.  

Die zentralen Wirkfaktoren der Gruppentherapie - eine Zusammenfassung:

  • Gruppentherapie ist eine bereichernde Informationsquelle und klärt über psychische Zusammenhänge auf. Sie bietet auch Tools für die Frühintervention bei beginnenden psychischen Problemen an. Gruppenarbeit dient der Befähigung zur Selbsthilfe. 
  • Zentrale Wirkfaktoren in der Gruppentherapie sind zusammengefasst Vertrauen, Offenheit, ein sich entwickelnder Gruppenzusammenhalt, viele Lernmöglichkeiten, und die Erfahrung der Universalität des Leidens ("anderen geht es ähnlich wie mir").
  • Die Gruppe bietet einen Ort der Entstigmatisierung und der Solidarität. Sie fördert die Handlungsbefähigung der Teilnehmenden im Umgang mit den Belastungen und Widrigkeiten im Leben. 
  • Auch positives Modelllernen, sich bei einem Gruppenmitglied eine gelungene Unternehmung abzuschauen, gehört dazu. Der Wirkfaktor soziale Unterstützung in der Gruppe ist sehr zentral. Er stärkt das Selbstvertrauen, sich neuen Herausforderungen zu stellen, und begünstigt emotional korrigierende Erfahrungen mit Hilfe der Gruppe. 
  • Die Wirkfaktoren Solidarität und Gruppenzusammenhalt helfen dabei, die eigenen Nöte mit anderen teilen zu können, und sie mit Hilfe der Gruppe zu bewältigen. Die Gruppe wirkt dabei wie ein korrektiver sozialer Mikrokosmos.

Gruppentherapeutische Formate:

  • Gruppen können unterschiedlich vorstrukturiert ablaufen und kennen unterschiedliche Formate. Ein Gruppentraining hat in der Regel einen stark vorstrukturierten Ablauf, bei dem die Themen in den Sitzungen vorgegeben sind. In interaktionellen gruppentherapeutischen Angeboten werden die Themen in den Gruppensitzungen von den Teilnehmenden entschieden. In sehr vorstrukturierten Gruppen können unterschiedlich alle Teilnehmenden gleichermaßen zu Wort kommen oder es können auch in Gruppen 1 - 2 Gruppenmitglieder über ihre Probleme sprechen und die anderen Gruppenmitglieder gehen auf sie ein, und geben Hilfestellungen.  
  • Die Gruppentherapie kann geschlossen oder halboffen durchgeführt werden. Bei halboffenen Gruppen können Teilnehmende nach mehreren Sitzungsblöcken wieder aussteigen und neue Teilnehmende kommen in die Gruppe mit hinein. Gruppenmitglieder, die bereits an der Gruppe teilnehmen, können ihre Erfahrungen einbringen und beispielsweise die Gruppenregeln den neu hinzukommenden Teilnehmenden erläutern.
  • Es gibt 1.) die störungsspezifische Gruppentherapie, die sich auf ein gemeinsames Problem oder auf ein gemeinsames Thema wie Depression, soziale Ängste, posttraumatische Belastungsstörungen, usw. bezieht. 
  • Es gibt 2.) Untersuchungen im Rahmen einer störungsübergreifenden Gruppentherapie haben gezeigt, dass es bei psychischen Problemen wie z.B. Angststörungen oder Depressive Störungen häufig gemeinsame Faktoren gibt, die störungsübergreifend auftreten. Zu ihren gemeinsamen Faktoren können Vermeidungsverhalten, ein reduziertes Selbstwerterleben, Schwierigkeiten im Umgang mit Gefühlen, gehäuftes Stresserleben, Beziehungsprobleme, sozialer Rückzug, ungünstige gedankliche Verarbeitungsmuster, eine verminderte Motivation und Handlungsbereitschaft, und Probleme mit der Aufmerksamkeit und Konzentration, gehören. In der psychoedukativen Gruppentherapie wird ressourcen- und problemlöseorientiert an verschiedenen Themen gearbeitet.    

Ablauf einer Gruppentherapeutischen Sitzung: 

Eröffnungsrunde -  Ankommen/Einführungsrunde:

  • Die Teilnehmenden berichten eingangs kurz über sich. Um anzukommen, kann der Beginn der Sitzung auch durch eine Körperübung eingeleitet werden.

Bearbeitungsphase:

  • In jeder Sitzung steht ein Thema im Mittelpunkt, das vorgegeben wird oder auch sich erst in der Sitzung durch die Gruppe erschließt. Die Teilnehmenden arbeiten gemeinsam an dem Thema. In den Gruppensitzungen können sich zu Beginn auch ein oder zwei Gruppenmitglieder vorab für eine Einzelarbeit mit Unterstützung der Gruppe entscheiden. 
  • Die Inhalte können aktuelle Probleme aus dem Lebensalltag oder auch belastende Erinnerungen an Vergangenes in der Kindheit oder als junger Mensch sein. Das erwünschte Ziel wird herausgearbeitet: Worum geht es ihr / ihm bei dem erwähnten Thema? Ideen werden darüber gesammelt, was geeignet ist, um dieses Ziel zu erreichen. Interventionen können interaktive Rollenspiele, Feed-Back geben, Körperarbeit, Imaginationen oder die Arbeit mit Kognitionen und Emotionen sein.

Beendigung:

  • Die Gruppensitzung endet mit einer Abschlussrunde, in der mitgeteilt werden kann, was jede/r Teilnehmende aus der heutigen Sitzung mitnimmt und was heute für sie/ihn am wichtigsten war.

Ausschnitt aus der 1. Gruppentherapeutischen Sitzung:

  • Thema: "Aufstellung der Grundregeln in der Gruppe": 
  • G-Th: Ich freue mich, Sie hier begrüßen zu können…Vorstellungsrunde …Lassen Sie uns über die Grundregeln sprechen, um sicherzugehen, dass die Gruppe für Sie alle ein sicherer Ort ist. Was ist für Sie dabei unterstützend? 
  • O: Diskretion. 
  • G: Wir behandeln uns mit Respekt.
  • T: Wir sprechen nur freiwillig über unsere privaten Belange.   
  • G-Th: Wie klingt für Sie die Aufstellung der Grundregeln? 
  • S: Das ist für mich neu und gut, dass ich hier selber die Grundregeln aufstellen kann.

Meine Gruppentherapeutischen Angebote:

  • Es gibt auch neu ein Klein-Gruppenangebot zur Grundversorgung. Dabei handelt es sich um ein niedrigschwelliges Beratungsangebot, das der Vorbeugung und Bewältigung von Stresserleben dient. Die Grundversorgung kann auch zur Vorbereitung auf eine Gruppentherapie (Psychotherapie) genutzt werden. Es berfasst sich mit bestimmten psychologischen Themen. Das niedrigschwellige Angebot ist geeignet für alle Einzelpersonen und Teams und umfasst bis zu 4 Sitzungen (á 60 Min.) pro Teilnehmer*in. Für das niedrigschwellige Grundversorgungsangebot wird kein Kassenantrag benötigt Grundversorgung.

Gruppentherapie-Regeln:

  • Ist die/der Teilnehmende bereit zu einer Gruppenteilnahme, stimmt er vorab Gruppenregeln zu, die in einem schriftlichen Einverständnis/ Gruppentherapievertrag von Mitglied und Therapeut*in unterschrieben werden. Sie betr.: Regelungen zur Ausfall einer Gruppensitzung, Mitarbeit, Datenschutz,  Diskretion, und auch Schutzmaßnahmen in Pandemiezeiten.
  • Ferner gehören zu ihnen eine regelmäßige Teilnahme und pünktliches Erscheinen. Dieselben Gruppenregeln, auf die sich immer wieder bezogen werden kann, können Gruppenmitgliedern auch ein positives Gefühl von Vorhersagbarkeit, Verlässlichkeit, Kontrolle und Sicherheit geben, und zusätzlich zu den zentralen Wirkfaktoren in der Gruppentherapie ihre Motivation zur Mitarbeit stärken.

Rahmenbedingungen  (Einstieg in eine Psychotherapie): 

  • An einer Gruppe nehmen in der Regel 3 - 8 Klient*innen teil. Darüberhinaus kleinere oder größere Gruppen sind grundsätzlich möglich. In Pandemie-Zeiten ist die Gruppengröße auf max. 7 Personen in dem großen Praxis-Gruppenraum begrenzt. 
  • Es finden je nach Gruppenangebot zwischen 4 - 24 Treffen/(Doppel-) Sitzungen (100 / 50 Min.) und auch länger in wöchentlichem Abstand oder 14 tägig statt. 
  • In einer Sprechstunde/Vorgespräch wird über das Prozedere und über die Teilnahmevoraussetzung zum Gruppenangebot aufgeklärt. Vor Beginn wird mind. ein Vorgespräch für die Teilnahme an einem Gruppenangebot vereinbart. 

Antragstellung:

  • Antragstellungen sind bei vorhandener Indikation möglich für ausschließlich Gruppentherapie oder gemischt für Einzel- und Gruppentherapie, d.h. es können parallel Gruppen- und Einzelsitzungen beantragt werden, was häufig empfohlen wird, um bei Bedarf Inhalte aus Gruppensitzungen zu besprechen.
  • Dieselben Vereinbarungen und Regelungen gelten bei Selbstzahlerbasis.
  • Vor Beginn der Gruppentherapie sind mind. 1 psychotherapeutische Sprechstunde und 1-2 Vorgespräche (Probatorik) nötig.

Behandlungskontingente:

  • Die Behandlungskontingente (Kasse oder privat), nur Gruppe oder gemischt mit Einzel,  umfassen bei Kurzzeitanträgen 12-24 Sitzungen und betragen bei Langzeitanträgen 35-60 Sitzungen. 
  • Informationen zu Termin, Uhrzeit und Inhalten der gruppentherapeutischen Angebote können Sie unter Gruppenangebote: entnehmen.

Kontakt:

  • Sie erreichen mich zur persönlichen Rücksprache und Terminvereinbarung in meiner wöchentlichen Telefonsprechzeit.